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Bjarne Erik

Am ET war ich bei Julia zum CTG schreiben. Dieses zeigte schon relativ regelmäßige Kontraktionen, die ich jedoch noch nicht als schmerzhaft empfand. Unser Großer war den Tag über mit den Großeltern unterwegs und wir beschlossen gemeinsam, dass er auch die Nacht bei ihnen verbringen würde. Dass dies eine gute Entscheidung war, merkte ich in der Nacht gegen 4 Uhr. Ich wachte auf und merkte, dass diese Kontraktionen stärker geworden waren und weiterhin in regelmäßigen Abständen kamen. Sie waren jetzt für mich deutlich als Wehen wahrnehmbar, waren aber noch gut aushaltbar. Da ich nicht mehr schlafen konnte stand ich auf, machte mir einen Tee und lief ein wenig durch die Wohnung. Eine Zeitlang blieben die Wehen regelmäßig, aber wenig schmerzhaft. Gegen 6 Uhr wurden die Wehen dann langsam intensiver und kamen zeitweise in Abständen von wenigen Minuten, dann stagnierte das Ganze wieder und ich hatte ein paar Minuten Ruhe. Da die Geburt beim Großen recht schnell ging, beschloss ich Jan trotzdem schon mal zu wecken. Er stand sofort auf und da meine Wehen kurz darauf noch regelmäßiger geworden waren, beschlossen wir im Geburtshaus anzurufen. Dass Julia auch in der Nacht Bereitschaft hatte wussten wir, daher riefen wir direkt auf ihrem Handy an, wo aber nur die Mailbox ranging . Da sie nach 20 Minuten noch nicht zurück gerufen hatte, versuchten wir es zunächst erneut. Dieses Mal klingelte das Handy, aber Julia ging nicht ran. Wir riefen nochmal die Bereitschaftsnummer an, um zu erfahren wer aus dem anderen Team Bereitschaft hatte. Dies war Caroline. Sie ging sofort ans Handy und ließ sich die Situation schildern. Sie schlug vor, dass ich nochmal versuche mich in die Wanne zu legen, um zu schauen ob die Wehen so bleiben. Gesagt, getan. Ich lag gerade einige Minuten in der Wanne, da rief Julia auf Jans Handy zurück. Sie war gerade bei einer Verlegung dabei und hatte dort im Krankenhaus keinen Empfang. Sie schlug vor, dass wir losfahren und dass ich im Geburtshaus in die Wanne steige. Da mir dies ohnehin lieber war, stieg ich direkt wieder aus der Wanne raus und machte mich fertig.

 

Gegen 7:30 Uhr kamen wir dann im Geburtshaus an und wurden von Caroline und Julia mit einem Lächeln empfangen. Sie hatten bereits Badewasser eingelassen und Kerzen angezündet, so dass ich direkt in die Wanne konnte und ich mich in der Umgebung sofort wohl fühlte. Da Julia erstmal Pause machen musste, kam Caroline mehrfach um nach den Herztönen zu schauen. Diese waren sehr gut.

 

Das warme Wasser änderte an den Wehen nichts, sie kamen weiterhin regelmäßig, waren aber nicht übermäßig stark. Irgendwann wollte ich mich lieber bewegen und stieg aus der Wanne wieder raus. Julia kam kurz rein, um nach mir zu sehen und sich zu verabschieden. Da sie die ganze Nacht gearbeitet hatte, brauchte sie dringend Schlaf. Sie kündigte uns an, dass Gesa kommen würde. Uns wurde vorgeschlagen, noch einmal bis zur Elbe zu spazieren. Da das Wetter sehr schön war, nahmen wir diesen Vorschlag gerne an und spazierten bis zum Altonaer Balkon. Zwischendurch musste ich immer mal wieder stehen bleiben, um eine Wehe zu veratmen. Nach ca. einer 3/4 Stunde waren wir zurück im Geburtshaus und wurden von Gesa begrüßt. Sie schrieb als erstes ein CTG. Die Herztöne waren weiterhin gut.

 

Die Wehen wurden jetzt immer stärker und ich tigerte im Geburtszimmer auf und ab und versuchte sie, gemeinsam mit Jan, in verschiedenen Positionen zu veratmen. Mal stützte ich mich auf die Badewanne ab, mal hielt ich mich an den Seilen fest. Gesa kam immer wieder dazu, unterstützte mich mental und schaute nach den Herztönen. Offensichtlich war unser Kleiner völlig unbeeindruckt von den Wehen. Irgendwann blieb Gesa ganz dabei. Sie begleitete mich toll und gab mir immer mal wieder Anregungen, wie ich mich noch anders hinstellen konnte, um die Wehen noch effektiver wirken zu lassen.

 

Nachdem ich eine ganze Weile die Wehen so veratmet hatte, wollte ich gegen 11 Uhr wissen, wie weit der Muttermund ist. Gesa untersuchte mich also. Der Muttermund war bereits vollständig geöffnet, der Kopf aber noch im Beckeneingang. Es ging also langsam, aber stetig voran. Für mich war diese Erkenntnis wichtig, sie gab mir nochmal neue Energie. Diese konnte ich auch gut gebrauchen, denn die folgenden Wehen waren heftig und ich musste mich dazu zwingen, sie ruhig zu veratmen. Gesa und Jan unterstützten mich und halfen mir mit aufmunternden Worten und Händchen halten. Unter einer Wehe platzte schließlich die Fruchtblase. Die Zeit zog sich für mich ganz schön und irgendwann spürte Gesa wohl, dass ich weitere Aufmunterung vertragen konnte und sie schlug mir vor, auf der Toilette mal selbst nach dem Köpfchen zu tasten. Und tatsächlich, ich konnte den Kopf  schon gut ertasten. Dies pushte mich erneut und gab mir wieder neue Energie, den folgenden schmerzhaften Wehen nachzugeben .


Nach zwei Stunden heftigen Wehen hatte ich es endlich geschafft, der Kopf war am Beckenausgang und es begann die letzte Phase der Geburt, zu der schließlich auch Manuela hinzukam. Diese letzte Phase hat mich nachhaltig beeindruckt. Als hätte jemand einen Schalter umgelegt, wurde ich plötzlich ganz ruhig und konnte ohne übermäßige Schmerzen während der Wehen gezielt und langsam ausatmen. Ich konnte spüren, wie der Kopf Zentimeter für Zentimeter tiefer rutschte und konnte ganz langsam und ruhig mitschieben. Dieser Tatsache habe ich es wohl zu verdanken, dass ich keinerlei Geburtsverletzungen davon trug. Das Köpfchen war kurz darauf geboren und Gesa sprach schon mit unserem Sohn. Mit den nächsten Wehen rutschten schließlich auch die Schultern durch das Becken und wir hatten es geschafft: unser zweites Wunder war auf der Welt. Sofort wurde mir Bjarne auf den Bauch gelegt und Jan und ich konnten, überwältigt von dieser Erfahrung, erst einmal in Ruhe den neuen Erdenbürger begrüßen und ausgiebig kuscheln. Gesa und Manuela zogen sich zurück, damit wir erstmal Zeit für uns hatten. Als die Nabelschnur nicht mehr pulsierte, kam Gesa und nabelte Bjarne ab. Er kam bei Jan auf den Bauch und gemeinsam mit Gesa gebar ich kurz darauf die Plazenta. Mir wurde ins Bett geholfen und dort konnte ich Bjarne das erste Mal anlegen. Das erste Stillen klappte gleich gut und wir hatten erstmal wieder Zeit für uns. Erst danach kam Gesa erneut, um gemeinsam mit Jan die U1 durchzuführen. Alle Beteiligten staunten nicht schlecht. Bjarne wog über 4kg und hatte einen Kopfumfang von 39 cm. Kein Wunder also, dass er mir eher zarten Person den Weg durch das Becken nicht ganz leicht gemacht hatte. Umso glücklicher waren wir, dass alles so gut gelaufen war.


Ich bin mir sicher, dass dies nur durch die super tolle Unterstützung im Geburtshaus möglich war. Gesa hatte ein super Gespür dafür, wann ich weitere Aufmunterung und Unterstützung benötigte und hat mit ihrer ruhigen, positiven Art dafür gesorgt, dass ich mich jederzeit bestens aufgehoben gefühlt habe. Unser Dank gilt dem gesamten Team des Geburtshauses für die gute Betreuung während der gesamten Schwangerschaft und Geburt, insbesondere aber Gesa, die maßgeblich zu diesem intensiven und positiven Geburtserlebnis beigetragen hat. Bedanken möchte ich mich auch bei Jan, der mich zu jeder Zeit unterstützt und verpflegt hat.